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Comic-Boom in Flandern
Geht es nach dem Willen des flämischen Kulturministers Sven Gatz, dürfen Buchhandel und Supermärkte ab Frühjahr 2017 keine hohen Rabatte mehr insbesondere auf Bestseller anbieten. Neuerscheinungen – sowohl in gedruckter als auch in elektronischer Form – sollen erst nach sechs Monaten mit deutlichen Preisnachlässen angeboten werden dürfen. Die flämische Landesregierung hat der Gesetzesvorlage bereits zugestimmt.
Ob das den eher begrenzten Buchmarkt beleben wird, bleibt abzuwarten. Das erste Halbjahr 2016 verlief eher bescheiden. Der Umsatz ging gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 6,2 Prozent zurück. Bereits 2015 war der Gesamtumsatz des flämischen Buchmarktes nur marginal um 0,2 Prozent auf 195,7 Millionen Euro gestiegen. Seit 2011 musste der Markt Einbußen in Höhe von 19 Millionen Euro verkraften. Die größten Anteile am Gesamtumsatz verbuchten die Segmente Non Fiction (43,5 Prozent), Fiction (26,5 Prozent) und Kinderbuch (19 Prozent).
Die Zahl der verkauften Exemplare wuchs 2015 ebenfalls nur geringfügig um rund 700.000 auf 15,21 Millionen. Zwei Drittel davon wurden über den klassischen Buchhandel abgesetzt. Deutliche Zuwächse verzeichneten hier der Verkauf über Online-Kanäle (+16 Prozent) und durch unabhängige Buchhandlungen (+12,5 Prozent).
Eher wenig überraschend ist der Vormarsch der Comics, die einen Umsatzsprung von fast 14 Prozent gegenüber 2014 hinlegten. 2015 wurden rund drei Millionen Exemplare für 13 Millionen Euro verkauft und damit das bisherige Comic-Rekordjahr 2013 übertroffen. Unter den Top-10 der meistverkauften Bücher befinden sich allein fünf Comic-Titel. Kein anderes Land hat eine so große Menge an Comic-Künstlern vorzuweisen wie Belgien: 650 Comicautoren auf 10 Millionen Einwohner. Neben Tim und Struppi sind es vor allem die Comics Lucky Luke, die Schlümpfe, Nero und Marsupilami, die weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt sind.
Das E-Book konnte seinen Anteil am Gesamtmarkt von 2,9 Prozent auf 3,14 Prozent steigern. 2015 wurden in Flandern 42.546 E-Book-Titel von 356 Verlagen veröffentlicht und über 190 Online-Händler vertrieben. Das entspricht einem Plus von 2 Prozent. Der Durchschnittspreis lag bei knapp 8 Euro. Die technologischen Rahmenbedingungen für ein weiteres Wachstum sind gut. Aktuell sind 301.700 E-Reader und 4.36 Millionen Tablets im Umlauf.
Leselust in den Niederlanden
In kaum einem anderen europäischen Land werden pro Kopf so viele Bücher verkauft und gelesen wie in den Niederlanden. Die Niederländer liegen an zweiter Stelle, was die Anzahl an gelesenen Büchern pro Einwohner betrifft (Platz 1 geht an Schweden). 86 Prozent der Niederländer haben 2015 mindestens ein Buch gelesen.
Zwischen 2008 und 2014 musste die Verlagswelt der Niederlande eine dramatische Schrumpfung des Marktes um 30 Prozent verkraften. Nach dieser längeren Durststrecke verzeichnete der niederländische Buchmarkt im vergangenen Jahr wieder einen ordentlichen Zuwachs. 2015 schlug der Gesamtumsatz mit 498,5 Millionen Euro zu Buche, das entspricht einer Steigerung um 3,5 Prozent gegenüber 2014. Allein in der Weihnachtszeit wurden 15 Prozent mehr umgesetzt als im Vergleichszeitraum 2014. Den größten Anteil am Wachstum hatten die Segmente Sachbuch/informativ (plus 4 Prozent) und Kinderbuch (plus 6 Prozent).
Wiet de Bruijn, CEO der VBK Publishers Group, und Sprecher auf der Konferenz THE MARKETS betont: „Damit verzeichnete der niederländische Buchmarkt mit 3,5 Prozent das höchste Wachstum in Europa“.
Auch die Zahl der verkauften Exemplare stieg 2015 um 5 Prozent auf 39 Millionen (2014: 37.3 Millionen). Insgesamt gingen 2015 mehr als 377.000 Titel über den Ladentisch, davon rund 131.000 in Niederländisch. Die Zahl der Neuerscheinungen sank von 60.586 auf 54.210 Titel.
Eine Besonderheit in den Niederlanden ist das Vertriebssystem: 95 Prozent aller Bücher und E-Books werden über CB Logistics vertrieben, einer Kooperation von 500 Verlagen, 1.800 Buchhandlungen und 74 Online-Buchhandlungen.
Ein wichtiger Auslandsmarkt für den Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2016 bleibt Nachbar Deutschland. 2016 haben bislang über 100 Verlage Lizenzen von niederländischen Verlagen für den deutschsprachigen Markt erworben.
E-Books bleiben stabil
Der niederländische E-Book-Markt entwickelt sich stabil. 2015 betrug der Umsatz in diesem Segment 18,47 Millionen Euro, nur unwesentlich mehr als 2014. Das entspricht einem Anteil am Gesamtmarkt von rund 3,8 Prozent. Aktuell sind 38.855 E-Book-Titel verfügbar, einschließlich 85 Prozent der niederländischen Beststeller 60-Liste. Die Zahl der Neuerscheinungen im E-Book-Format lag 2015 bei 9.532 Titeln.
Ein zentrales Problem des niederländischen E-Book-Marktes ist nach Ansicht von Verleger de Bruijn die Piraterie. Hier seien neue Technologien gefragt, wie z.B. die Bitcoin-Technologie, die E-Books vor illegalen Nutzung schützen könnten. Nach aktuellen Untersuchungen werden derzeit auf jedem E-Reader – im Umlauf sind ca. 1,5 Millionen – durchschnittlich 117 E-Books herunter geladen, aber nur 11 davon bezahlt.
Buchmarkt Flandern im Überblick (2015):
Umsatz: 195,7 Millionen Euro
Verkaufte Exemplare: 15,21 Millionen
Neuerscheinungen (2014): 27.700 Titel
Lieferbare Titel (2014): 105.000 Titel
Verlage (2014): 100
Der niederländische  Buchmarkt im Überblick (2015)
Umsatz: 498,5 Millionen Euro
Verkaufte Exemplare: 39 Millionen
Neuerscheinungen: 54. 210
Buchhandel: 1.354 Geschäfte (Online-Retailer: 192)
Verlage: 1.110 (Online: 320)
Quellen und weiterführende Informationen:
Niederländischer Verlegerverband: http://www.nuv.nl/