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Auch zu ihrer dritten Ausgabe dehnt die B3 ihren Wirkungskreis mit dem B3-Parcours ins RheinMain-Gebiet aus. Hier beteiligen sich wichtige Kulturinstitutionen mit eigenen Beiträgen zum Leitthema „ON DESIRE. Über das Begehren.“. Der B3 Parcours wird seit 2013 vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain gefördert. „Mit dem B3 Parcours, einem zentralen Baustein der Biennale, lenken wir den Blick auf die kreative Kraft des Medienstandorts Hessen und steigern die Außenwahrnehmung des Rhein-Main-Gebietes als lebendige Kulturregion“, sagt Geschäftsführer Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds RheinMain.

2017 nehmen am B3-Parcours teil: Schauspiel/Oper Frankfurt, Frankfurter Kunstverein, PORTIKUS Frankfurt, Deutsches Filmmuseum, Cinema Frankfurt, Kunsthalle Darmstadt, MUSEUM SINCLAIR-HAUS, Bad Homburg v. d. Höhe, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Schauspiel und Oper Frankfurt sind mit einem ganz speziellen Großprojekt zum ersten Mal B3-Parcours-Partner. Der italienische Künstler Federico Solmi stellt hier als Weltpremiere sein bisher größtes Animationsprojekt im öffentlichen Raum vor, die 9-Kanal-Video-Installation „The Great Farce“, die die Fassade des Schauspiels und der Oper Frankfurt mit einem Gesamtpanorama bespielen wird.

Anlässlich der Verleihung des B3 BEN Awards für das Lebenswerk an den litauisch-amerikanischen Filmpionier Jonas Mekas zeigen Mekas und der schottische Regisseur und Videokünstler Douglas Gordon am 3.12.2017 um 12 Uhr in einer Sonntags-Matinee im Deutschen Filmmuseum Frankfurt ihren gemeinsamen Film „I Had Nowhere To Go“ (2016), der auf dem gleichnamigen literarischen Tagebuch von Jonas Mekas beruht.

Der Frankfurter Kunstverein präsentiert bereits ab 6. Oktober die thematische Gruppenausstellung „Perception is Reality: Über die Konstruktion von Wirklichkeit und virtuelle Welten“. Die eingeladenen Künstler_innen untersuchen die Bedingungen der menschlichen Wahrnehmung im Verhältnis zum konstruierten Werk.

Der Portikus Frankfurt zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung von Moyra Davey in Deutschland. Über die letzten 30 Jahre hat die kanadische Künstlerin ein beeindruckendes Oeuvre geschaffen, darunter Fotografien, Filme und Texte.

In den Videoarbeiten der „Buchwelten“ im MUSEUM SINCLAIR-HAUS verwandeln sich seit dem 1. Oktober Bücher in vogelartige Wesen, geschnitzte Bücher werden zu Landschaften… Das Museum Sinclair-Haus wird zu einer universellen Bibliothek, in der unterschiedlichste künstlerische Ausdrucksformen ihren Raum haben.

Die Kunsthalle Darmstadt konstruiert in Kooperation mit dem Filmkollektiv Frankfurt e.V. einen ephemeren Raum des Begehrens, durchwoben von Traumbildern, die den Tiefen der letzten Maschinen, den Filmprojektoren (Super8, 16mm), entströmen. An zwei Nachmittagen (Freitag und Samstag) wird ein Spinnennetz der Künste gewebt, in dem sich die Besucher verfangen können und sollen.

Aspekte des Fremden, des Andersseins, fremder und zukünftiger Welten thematisiert die Ausstellung „The Desire Called Utopia and Other Science Fictions“ im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden.

Spannung und Erkenntnisgewinn versprechen die sechs  Beiträge des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt zum Leitthema der B3 „ON DESIRE. Über das Begehren.“. Der Bogen spannt sich von der 500 Jahre alten „Utopia“ des Thomas Morus und ihrem Potenzial für eine aktuelle Gesellschaftsanalyse bis zu einem frühen sowjetischen Tonfilm, in dem die Utopie der Versöhnung von Mensch und Maschine real wird. Das Internet gilt als die Wunschmaschine der Gegenwart. Doch wie strukturieren Facebook und Co. die Gesetze des Begehrens? Und was wird prinzipiell aus dem Recht, das ja eigentlich die Emotionen abkühlen soll, wenn man es mit heißem Herzen selbst durchsetzen will? Vielleicht gibt es ja kein richtiges Leben im falschen. Gerade dann wäre Trost vonnöten – der bei der akademischen Philosophie jedoch nicht auf dem Lehrplan zu stehen scheint. Bliebe noch die große Idee des Sozialismus. Aber an deren Renaissance glauben momentan wohl nur die wenigsten. Warum eigentlich?

Das Frankfurter Cinema Arthouse verwandelt sich vom 28. November bis 3. Dezember in das offizielle B3-Festivalkino für das Lang- und Kurzfilmprogramm.

B3 Parcours im Überblick

Oper/Schauspiel Frankfurt

Das Schauspiel Frankfurt ist mit einem ganz speziellen Großprojekt zum ersten Mal B3-Parcours-Partner. Der italienische Künstler Federico Solmi stellt hier als Weltpremiere sein bisher größtes Animationsprojekt im öffentlichen Raum vor, die 9-Kanal-Video-Installation „The Great Farce“, die die Fassade des Schauspiels Frankfurt mit einem Gesamtpanorama bespielen wird. Solmi zeigt historische und aktuelle Führungsfiguren der Weltgeschichte, deren Gesichter zu Fratzen verzerrt sind. Mit seinem Bilder-Mix aus Games, Pop-Kultur und Zeichnungen begeistert der Italiener Solmi die internationale Kunstwelt und zog schon 2015 das B3-Publikum in seinen Bann.

Frankfurter Kunstverein

„Perception is Reality: Über die Konstruktion von Wirklichkeit und virtuelle Welten.”

Die thematische Gruppenausstellung untersucht die Bedingungen der menschlichen Wahrnehmung im Verhältnis zum konstruierten Werk. Ausgangspunkt ist eine Auswahl an Kunstwerken, analoge und digitale, sowie Virtual-Reality-Applikationen aus der aktuellen Kunstproduktion und den Naturwissenschaften. In der räumlichen Gegenüberstellung entsteht ein Gedankenexperiment zur Frage nach der emotionalen Auswirkung artifizieller Bildwelten. Durch immersive Technologien wird unsere Wahrnehmung immer distanzloser. Wird zukünftig die virtuelle Realität den Menschen zunehmend in einer nichtanalogen Welt aktiv sehen? Wird das Individuum seine Aktion in der digitalen Sphäre als Ergänzung zur analogen sehen oder als eskapistische Scheinwelt aufsuchen? Was wird mit der Idee des politischen Körpers im öffentlichen Raum geschehen? Und in wessen Händen wird diese neue Technologie in Zukunft liegen, ein Instrument, das die Emotionen und Meinungen von Menschen so stark beeinflussen kann? Wird es die Möglichkeit geben, auch in den virtuellen Welten eine Gegenkultur zu entwickeln oder wird sie von globalen Konzernen reglementiert sein? Die Ausstellung untersucht, welche Bedingungen Virtual-Reality ausmachen und welchen Einfluss dies auf das Individuum, dessen Wahrnehmung und Vorstellung von Welt und somit auf Gesellschaft haben wird. Dreidimensionale Illusionswelten gibt es bereits seit mehreren Jahrhunderten, so zum Beispiel die Dioramen aus dem 19. Jahrhundert bis hin zu der automatischen virtuellen Umgebung, der sogenannten Cave, aus den 1990er Jahren. Seit 2016 sind kommerzielle Lösungen in Form von tragbaren VR-Brillen für den Endverbraucher erhältlich. Somit hat die Verfügbarkeit sowohl für Produzenten von Inhalten als auch für Konsumenten exponentiell zugenommen. Daraus resultiert unter anderem die Frage, wer diese Technologie vorantreibt, welche Industrien sich der Potentiale immersiver Erlebnisräume bedienen und mit welcher Intention weiterentwickeln werden. Auch die Bedeutung von Virtual-Reality-Technologie für die Identitätsbildung und psychologische Entwicklung von Menschen ist ein zentraler Aspekt, der in der Ausstellung des Frankfurter Kunstvereins diskutiert werden wird. Aus dem Feld aktueller Kunst werden Thomas Demand und Marnix de Nijs Arbeiten präsentieren. Von Hans Op de Beeck Alicja Kwade werden für die Ausstellung konzipierte neue Rauminstallationen zu sehen sein. Jede Position wird einen eigenen Ausstellungsraum bespielen und im Rahmen eines konzipierten Parcours, in den die Virtual-Reality-Stationen eingebettet sind, durch Gegenüberstellungen Gedankenräume öffnen. So werden zum Beispiel aus den Entwicklungslaboren „Zentrale Fototechnik und 3D-Tatortvermessung“ des Bayerischen Landeskriminalamt München digitale Visualisierungen und Darstellungen realer Tatorte erstmalig für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Programm aus Vorträgen von Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen sowie öffentlichen Gesprächen und Diskussionen.

7. Oktober 2017 – 7. Januar 2018, Eröffnung: Freitag, 6. Oktober 2017, 19 Uhr Teilnehmende Künstler: Thomas Demand, Alicja Kwade, Marnix de Nijs, Hans Op de Beeck, David O’Reilly, Manuel Rossner, Bayerisches Landeskriminalamt, Christin Marczinzik & Thi Binh Minh Nguyen, Toast u. A. Kuratiert von: Franziska Nori

Weitere Informationen: www.fkv.de

Museum Sinclair-Haus

“Buchwelten”

Zeitgenössische Künstler, die sich in ihrem Werk mit Natur und Landschaft auseinandersetzen, richten ihren Fokus immer wieder auf das Buch und die Schrift als Ausdrucksform: Bücher werden in Videos zu vogelartigen Wesen, geschnitzte Büchern werden zu Landschaften, Märchen finden ihren bildhaften Ausdruck in Skulpturen, verbrannte Bücher werden zu Bildern für ihre Gefährdung durch Mensch und Natur. So wird das Museum Sinclair- Haus zu einer universellen Bibliothek, in der unterschiedlichste künstlerische Ausdrucksformen ihren Raum haben.

Videoarbeiten in der Ausstellung BUCHWELTEN

Future Library: 2014-2114, von Katie Paterson

In Norwegen wurde ein Wald gepflanzt, der in 100 Jahren Papier für eine besondere Anthologie von Büchern zur Verfügung stellen wird. Zwischenzeitlich wird jedes Jahr ein anderer Schriftsteller einen Text zu den bis in das Jahr 2114 ungelesenen und unveröffentlichten Schriften beisteuern. Die Manuskripte werden in einem speziell gestalteten Raum in der neuen öffentlichen Bibliothek in Oslo präsentiert. Bisher teilnehmende Autoren sind Margaret Atwood, David Mitchell und Sjón. Der Film zeigt die feierliche Manuskriptübergabe des isländischen Schriftstellers Sjón an die Future Library im Projektwald in der Nordmarka-Region.

„Imago oder die Wahrheit über meine Freunde“ 2001, von Peter Wüthrich

Peter Wüthrichs Arbeiten spielen mit dem profunden Gewicht eines Buches und der gleichzeitigen Schwerelosigkeit‘, die bei der Lektüre desselben empfunden werden kann. Bücher werden zu monochromen Buchgemälden oder werden wie in den fotografischen Bildgeschichten und Videos zu fliegenden, vogelartigen Wesen. Die Bildserie „ Imago“ ist grundlegend für das Verständnis von Peter Wüthrichs Arbeit. Die Videosequenzen sensibilisieren uns dafür, dass Bücher mehr sind als reine Gegenstände, dass sie ein Eigenleben haben, das Peter Wüthrich zur Entfaltung bringt.

1. Oktober 2017 bis Februar 2018

Museum Sinclair-Haus, Löwengasse 15, 61348 Bad Homburg v. d. Höhe,

www.museum-sinclair-haus.de

Kunsthalle Darmstadt

„Begehren – Kinder der Nacht, die letzten Maschinen“

Der Beitrag der Kunsthalle Darmstadt in Kooperation mit dem Filmkollektiv Frankfurt e.V. zur B3 Biennale 2017 möchte einen ephemeren dreitägigen Raum des Begehrens konstruieren, durchwoben von Traumbildern, die den Tiefen der letzten Maschinen, den Filmprojektoren (Super8, 16mm), entströmen. An zwei Vormittagen und Nachmittagen (Freitag und Samstag) weben wir ein Spinnennetz der Künste, in dem sich die Besucher verfangen können und sollen, bereit, sich vom Unbekannten in eine Schleife des Unendlichen ziehen zu lassen: „Nachts im Museum“. An zwei Nachmittagen (Freitag und Samstag) werden Filmateliers für

Kinder/Jugendliche angeboten unter Anleitung des Pariser Experimentalfilmlabors Braquage, bei dem sie die Entwicklung und Arbeit mit analogem Filmmaterial erlernen können. Ebenso bieten wir eine einzigartige Laterna Magica-Vorführung an. An drei Abenden finden im großen Saal der Kunsthalle Darmstadt Filmprogramme mit Kurz- und Experimentalfilmen aus u.a. Deutschland, Frankreich und Griechenland, sowie Live-Musik und Performances statt, vorgeführt von Super8 und 16mm. Beteiligte Künstler sind u.a. Sébastian Ronceray (Paris), Vassily Bourikas (Athen), Gunter Deller (Frankfurt) und Sylvain George (Paris).

30. November & 1. Dezember 2017, Kunsthalle Darmstadt, Steubenplatz 1
64293 Darmstadt,

www.kunsthalle-darmstadt.de/

Portikus, Frankfurt

Moyra Davey, Einzelausstellung

Der Portikus freut sich, die erste institutionelle Einzelausstellung von Moyra Davey (*1958 in Toronto, CA; lebt und arbeitet in New York, US) in Deutschland anzukündigen, die am 8. Dezember 2017 eröffnen wird.

Über die letzten 30 Jahre hat die kanadische Künstlerin ein beeindruckendes Oeuvre geschaffen, darunter Fotografien, Filme und Texte. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf jenen Dingen, die meist unscheinbar sind, unbeachtet bleiben oder gar übersehen werden. Alltägliches und das Vergehen der Zeit stehen dabei besonders im Vordergrund. Staub, alte Tagebücher, ein Stapel an Tageszeitungen oder leere Schnapsflaschen werden so zu Protagonisten innerhalb ihrer künstlerischen Praxis.

Im Portikus in Frankfurt wird Moyra Davey eine neue Auswahl an Copperheads zeigen, eine serielle Arbeit, die sie bereits in 1990 begonnen hat. Hierfür fertigt sie Makroaufnahmen der

amerikanischen 1 Penny Münze an, auf der das Profil von Abraham Lincoln eingeprägt ist. Durch diese Reproduktionen verschwimmt das bekannte Gesicht des einstigen US-amerikanischen Präsidenten zu eigenartigen, beinahe skurril anmutenden Landschaften. Indem Davey den Fokus auf das kleinstmögliche Zahlungsmittel in den USA legt, können die Copperheads als ein Weg gesehen werden, Sparmaßnahmen in Zeiten von Exzess in den Vordergrund zu rücken. Die einzelnen Fotografien werden gefaltet und per Post nach Frankfurt geschickt, wo sie dann geöffnet, geglättet und mit den sichtbaren Adressetiketten präsentiert werden. In Kombination mit einem Super-8 Film aus den 1990er Jahren wird die Ausstellung zu einer psychoanalytischen und sezierenden Auseinandersetzung mit Geld, seiner Materialität und seinen Funktionen.

9. Dezember 2017 bis 28. Januar 2018, Eröffnung: 8. Dezember 2017, 19 Uhr

PORTIKUS, Alte Brücke 2 / Maininsel, D-60594 Frankfurt/M.

www.portikus.de

Nassauischer Kunstverein

Ausstellung “The Desire Called Utopia and Other Science Fictions”

Eine Dekade nach der gleichnamigen Veröffentlichung des amerikanischen Theoretikers Frederic Jameson, in der er sich mit zwei polarisierenden Merkmalen des Zeitalters der Globalisierung auseinandersetzt, dienen seine Thesen als Ausgangspunkt für eine Ausstellung im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden. Internationale künstlerische Positionen, überwiegend Bewegtbilder, die Aspekte des Fremden, des Andersseins, fremder und zukünftiger Welten thematisieren, finden Eingang in das Ausstellungsprojekt. Die gesellschaftliche Bedeutung der Entwicklung von atemberaubenden neuen Technologien der „ersten Welt“ sowie Aspekte des Verhältnisses von Science Fiction und Utopie werden durch die Repräsentation des Andersseins, des Lebens in fremden Welten sichtbar gemacht.

4. November bis 17. Dezember 2017, Eröffnung: Freitag, 3. November 2017, 18-20 Uhr

Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, Wilhelmstraße 15, 65185 Wiesbaden

www.kunstverein-wiesbaden.de

Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“

Prof. Dr. Rainer Forst

Vortrag „Utopie und Ironie. Eine Kritische Theorie des Nirgendwo“

Das utopische Denken ist umstritten: Es gilt als unabdingbar, um gegebene Ordnungen zu überschreiten, andererseits wird es als sinnlose Träumerei oder totalitäre Produktion des neuen Menschen kritisiert. Im Rückgang auf die 500 Jahre alte ‚Utopia‘ des Thomas Morus aber lässt sich zeigen, dass es gerade dort seinen Sinn hat, wo es uns in eine kritische und ironische Distanz zum Hier und Jetzt und auch zur Idee der perfekten Gesellschaft bringt.

Rainer Forst ist Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität und Co-Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“.

Prof. Dr. Klaus Günther

Vortrag “Hitze und Kälte im Recht“

Eine Funktion, die dem Recht zugeschrieben wird, ist die Abkühlung von heißen Emotionen. Das Recht nötigt dazu, sich auf geregelte Verfahren einzulassen. Doch heften sich Emotionen an das Recht, die umso heißer werden, wenn es nicht dem eigenen Begehren entspricht. Sophokles‘ Drama „Antigone“ oder Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“ sind literarische Beispiele dafür. Der Vortrag geht diesem Widerstreit zwischen Hitze und Kälte im Recht nach.

Klaus Günther ist Professor für Rechtstheorie, Strafrecht und Strafprozessrecht an der Goethe-Universität und Co-Sprecher des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“.

Prof. Dr. Axel Honneth

Podiumsgespräch „Die Idee des Sozialismus“

Moderation: Rebecca Caroline Schmidt

Die Idee des Sozialismus, die der Empörung über die kapitalistischen Lebensbedingungen für mehr als 150 Jahre normativen Halt und geschichtliche Orientierung gegeben hat, scheint heute an Zugkraft und visionärer Stärke verloren zu haben. Im Anschluss an das Buch „Die Idee des Sozialismus“ geht es um die Frage, wie das Veralten dieser einst so faszinierenden Idee zu erklären ist. Und: Was müssen wir tun, wenn wir sie für unsere Zeit retten wollen?

Axel Honneth ist Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität und für Humanities an der Columbia University in New York. Er leitet das Frankfurter Institut für Sozialforschung und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“.

Dr. Matthias C. Kettemann

Vortrag „Gesetze des Begehrens im Internet“

Im Internet als Wunschmaschine der Gegenwart produzieren und konsumieren wir laufend Inhalte und sehen und erwerben Produkte. Zwischen uns und anderen, zwischen uns und den Produkten stehen Vermittler: die Intermediäre (Plattformen und soziale Medien), die Gesetze des Begehrens im Internet aufstellen. Doch was sind das für Normen, die das Begehren strukturieren?

Matthias C. Kettemann ist Post-Doc Fellow am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“, wo er sich zu Recht und Internet habilitiert.

Dr. Tatjana Sheplyakova

Vortrag „L’Homme Machine – Das neue Leben in Dziga Vertovs Enthusiasmus/Sinfonie des Donbass (1930)“

In Dziga Vertovs Klassiker Enthusiasmus (1930), dem ersten sowjetischen Tonfilm überhaupt, wird die Utopie der Versöhnung von Mensch und Maschine real. Menschliche Arbeit ist hier ein Begehren, das sich im Spiel der mechanischen Wiederholungen potenziert. Ihr Antrieb ist kein Mangel, sondern Luxus der Kräfte. Was sagt uns dieser Film heute, in dem das Kino die Kirche ablöst, das Sehen zum Hören wird und das Individuum im Kollektivkörper aufgeht?

Dr. Tatjana Sheplyakova ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“

Prof. Dr. Marcus Willaschek

Podiumsgespräch „Sehnsucht nach Weisheit: (k)ein Fall für die akademische Philosophie?“

Moderation: Bernd Frye

Philosophie heißt auf Niederländisch „Wijsbegeerte“. Und in der Tat gibt es ein Begehren nach Wissen – was die letzten Dinge betrifft, aber auch für die tägliche Lebensführung. Doch während die populären Philosophie-Formate im Fernsehen, Radio und in Zeitschriften wohl gerade deshalb Konjunktur haben, weil sie konkrete Relevanz versprechen, zeigt sich die akademisch betriebene „Liebe zur Weisheit“ bei einer direkten Verwertung oft zurückhaltend.

Marcus Willaschek ist Professor für Philosophie der Neuzeit an der Goethe-Universität und Angehöriger des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“.